Lääbe zmitts im Dorf
Brotschi-Stuube
Der „Brotschi“
Ein Frenkendörfer Volksphilosoph
„Wer kennt ihn nicht, den komischen Kauz, der mit seinem Regenschirm bewaffnet, bei schönem und schlechtem Wetter zwischen Liestal und Frenkendorf hin und her pendelt? In jüngeren Jahren verdiente „Brotschi“ sein Brot, oder besser gesagt sein Möstlein und sein Bier, als Gelegenheitsarbeiter bei Bauern oder Privatleuten. Früher stand praktisch in jedem Bauernhaus in Frenkendorf ein Brenngeschirr. Wenn die Hausbrennerei in vollem Gange war, suchte „Brotschi“ die Landwirte heim, um eine Kostprobe ihrer verschiedenen gebrannten Wasser zu geniessen. Als er dann wegen eines diesbezüglichen Leidens den Arzt aufsuchen musste, fragten wir ihn nachher, was ihm denn eigentlich gefehlt hätte. „He nu“, meinte er trocken, der Arzt habe ihm eröffnet, er leide an Wassersucht. Dagegen müsse er sich entschieden verwahren, habe er doch in seinem ganzen Leben nie Wasser getrunken. Auch in Sachen Arbeit war „Brotschi“ ein Lebenskünstler – und das hat zu seinem hohen Alter wesentlich beigetragen“.
Brotschi rief mir einmal zu,als er heimkam von der Flue:„Selig sind die Arbeitslosen,denn sie brauchen keine Überhosen!“Wer ständig hetzt, hat nichts zu lachen,Man sollte doch mal Pause machen –sonst kommt man erstens auf den Hund,und das ist, zweitens, ungesund!Als ich von Arbeit noch verblendet war,so meinte Brotschi lapidar,sprach ich zum Chef in aller Form:„Arbeiten ist nicht mehr konform!Ich suche hier, als Junggeselle,nicht Arbeit, sondern eine Stelle!“Man hat den Brotschi oft verlachtund vieles, sicher unbedacht,nach egoistischem Ermessenals Unsinn, als Geschwätz, vergessen.Doch einisch het er neume gsait:„Stärbe isch kai Gruss!Wenn mir dr Herrgott rächt verschtooht,denn chöme mir guet uus!“