Lääbe zmitts im Dorf

 

Brotschi-Stuube

 

 

Der „Brotschi“

Ein Frenkendörfer Volksphilosoph

Er erreichte ein Alter von 82 Jahren, acht Monaten und 5 Tagen. Als Bürger von Reigoldswil wurde er am 26. Juli 1895 in Frenkendorf geboren, wo er auch am 31. März 1978 starb: Ernst Schneider, alias „Brotschi“. 1975 erschien zu seinem 80. Geburtstag ein Gratulationsbericht in der „Basellandschaftlichen Zeitung“.
 

„Wer kennt ihn nicht, den komischen Kauz, der mit seinem Regenschirm bewaffnet, bei schönem und schlechtem Wetter zwischen Liestal und Frenkendorf hin und her pendelt? In jüngeren Jahren verdiente „Brotschi“ sein Brot, oder besser gesagt sein Möstlein und sein Bier, als Gelegenheitsarbeiter bei Bauern oder Privatleuten. Früher stand praktisch in jedem Bauernhaus in Frenkendorf ein Brenngeschirr. Wenn die Hausbrennerei in vollem Gange war, suchte „Brotschi“ die Landwirte heim, um eine Kostprobe ihrer verschiedenen gebrannten Wasser zu geniessen. Als er dann wegen eines diesbezüglichen Leidens den Arzt aufsuchen musste, fragten wir ihn nachher, was ihm denn eigentlich gefehlt hätte. „He nu“, meinte er trocken, der Arzt habe ihm eröffnet, er leide an Wassersucht. Dagegen müsse er sich entschieden verwahren, habe er doch in seinem ganzen Leben nie Wasser getrunken. Auch in Sachen Arbeit war „Brotschi“ ein Lebenskünstler – und das hat zu seinem hohen Alter wesentlich beigetragen“.

 

In seiner Jugendzeit betrieb das fröhliche, schalkhafte Frenkendörfer Original zusammen mit zwei Brüdern eine Rösslirytti. Als er dann diese mehr oder weniger geregelte Arbeit aufgab, um sich einem sorgloseren Dasein zu widmen, probierte er seinen Lebensunterhalt mit dem „Kartoffeltrick“ aufzubessern: „Uff de n-Äcker und in de Gärte hett dr „Brotschi“ im Herbscht Härdöpfel ussgrabe. Die grössere hett er ammel im Dorf obe wieder verkauft, hie und da sogar de glyche Buurefraue, wo-n-er si by-n-e-ne uss em Garte gmaust hett. Mit de klaine Härdöpfel aber, mit de sogenannte Müsli, hett er sich denn sälber im e-n-e stille Egge e z’Nacht kocht…“.
Zehn Jahre nach „Brotschi’s“ Tod widmete Emil Probst dem beliebten Eigenbrödler und Dorfphilosoph ein Erinnerungsgedicht:
Brotschi rief mir einmal zu,
als er heimkam von der Flue:
„Selig sind die Arbeitslosen,
denn sie brauchen keine Überhosen!“
Wer ständig hetzt, hat nichts zu lachen,
Man sollte doch mal Pause machen –
sonst kommt man erstens auf den Hund,
und das ist, zweitens, ungesund!
Als ich von Arbeit noch verblendet war,
so meinte Brotschi lapidar,
sprach ich zum Chef in aller Form:
„Arbeiten ist nicht mehr konform!
Ich suche hier, als Junggeselle,
nicht Arbeit, sondern eine Stelle!“
Man hat den Brotschi oft verlacht
und vieles, sicher unbedacht,
nach egoistischem Ermessen
als Unsinn, als Geschwätz, vergessen.
Doch einisch het er neume gsait:
„Stärbe isch kai Gruss!
Wenn mir dr Herrgott rächt verschtooht,
denn chöme mir guet uus!“
In der Dorfgeschichte von Frenkendorf wird erzählt, dass «dr Brotschi» im «Riesenhuus» genächtigt haben soll. Deshalb ist dieser Gemeinschaftsraum nach dem letzten Dorforiginal benannt. Bei Anlässen steht dieser Raum in Absprache mit der Verwaltung der WBG zur Verfügung.
Ein liebenswürdiges, gemütliches Dorforiginal: Der „Brotschi“ (Ernst Schneider).
Foto: Gert Martin-Jenni, Frenkendorf

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